Von Thomas Hostettler auf Dienstag, 18. August 2020
Kategorie: Lyrik

Wisheit

«D Wisheit mit Löffle gfrässe!» het sich s Mami
ame chönnen ärgeren über d Buechhändleren
am Chileplatz (wo hüt schlicht und eifach
-Leserei- heisst) wenn die wider mou us irgend
emen exischtenzialistische Schungge vom Sartre
zitiert und über s «Nichts» pprediget het:
«D Wisheit mit Löffle gfrässe!»
Was isch Wisheit?
De Bertolt Brecht zum uf ne zruggzchoo wär gärn
e weise Maa gsi. Er het de Laozi verstanden
aber er het sich müesse säge das chönn är
säuber ned … äxgüsi dass i jez uf hochdütsch
wächsle (i hoffe me verstoht s trotzdem). I sim
wunderbare Gedicht «An die Nachgeborenen»
(1939) wo aafoot mit em Usruef:
«Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!»
heisst s ab de Zile 23:

«Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!»

Läben oni Angscht. Oni Gwaut uuschoo. Böses mit
Guetem vergäute. Was für schwirigi Forderige!
De Bertolt Brecht het sich dene s Läbe lang gstöut.
Er het Charakter zeigt im Dritte Riich isch emigriert.
Und erscht nach em 2. Wäutchrieg isch er zrugg
uf Oschtberlin. Zäme mit de Helene Weigel het er
es Theater ggründet vou Hoffnig uf ene Veränderig
zum Bessere. Was macht e grosse Dichter us?
Dass er sich bis is Auter ununderbroche säuber
beobachtet und sich frogt: Was wott i würkli?

Eis vo sine spote Gedicht han i mir i d Mundart ghout
drum ghört s jez ou chli meer. It goes like this:

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