Von Simon Libsig auf Dienstag, 01. September 2020
Kategorie: Prosa

Halungg

I de Primarschuel bin ich en rächte Pfüderi gsi. En Bodesurri. En chline Pfupf. Aber ich han defür höch chönne gumpe und chlättere. Und ich han en grosse Traum gha. En riesige, chame fascht säge. D Samanta. Sie isch über en Chopf grösser gsi als ich und hät Zöpf gha. Und vell meh Spielzüg als ich. Und sie hät erwachsener gredt. «Das gsehn ich au so», het sie amigs gseit, anstatt eifach «jo». Oder «Findsch das e gueti Idee?», anstatt eifach «nei». Sie hät sone Art gha, nie genau das z säge, wo sie eigentlich dänkt. Eimol hät’s bi eus e Guetzlibüchs ufem Tisch gha, do hät sie nöd chönne fröge «Döf ich bitte es Guezli?», nei, sie het gfrögt «Wämmer do emol ine luege?». Und das hät mich unglaublich fasziniert. D Samanta hät nie eso gredt, wie ihre d Schnorre gwachse isch. Bim Wort «Schnorre» hätti sie grad d Augebraue ue grisse und hätti sich ihri Sach dänkt. D Samanta hät Asprüch gha. Vor allem au a die, wo sich um sie beworbe händ. Ich bin jo nume eine vo vellne gsi. Und denn erscht no de Chlinscht. Nei, zum d Samanta z beidrucke muesch tüüf i de Trickchischte go noisle. Hani dänkt. Jetzt muesch lose: S isch am erschte Auguscht gsi, vor über drissg Johr, und ich hamer gottslausig d Bei verbrännt. Jo. Ich bin ufem Schuelhusplatz die höchi Chlätterstange derab grutscht, i churze Hose, und s hät richtig quietscht und mini Wäddli sind chläbe bliebe, also en guete Teil devo. Aber ich han nöd andersch chönne. S hät pressiert. Ich han difig müesse devo. Ich bin jo nume uf die Chlätterstange ue gklätteret, will me vo det obe s Huus vo de Samanta tiptop gseh hät. Das alte Chalet. Nume öppe 200 Meter Luftlinie sind’s gsi, ich hätti locker chönne übere hepe, aber für das hani zwenig Muet gha. Nei, ich han de Samanta mini Liebes-Botschaft welle brieflich zuecho loh, aber au nöd eso stinklangwilig per Poscht, sondern dur d Luft. Ganz genau! Ich han jo rächt lang gschriebe a däm Liebesbrief. E ganzi Nacht lang. Bis ich nur scho gnueg Bluet zäme gha han! Mini Schwöschter hät sich jo bi jedem Schnittli, won ich ihre is Füdli gmacht han, weder uf die ander Siite drüllt. Wenigschtens isch sie bi däre unfreiwillige Bluetspände-Aktion nie richtig ufgwacht. Het eifach wiiter pfüselet und wahrschinlich träumt, sie wärdi vo Mugge ufgfrässe. Uf jede Fall hani denn mit früschem Bluet und i Schnüerlischrift gschriebe: «Liebi Samanta, ich han mich i Dich verliebt und finde, dass mir zäme ghöret. Was seisch? Bitte achrüzle. A: Das gsehn ich au so, B: Findsch das e gueti Idee?»
«Momol», hät de Urs, min Fründ, gseit, won er mir die Ragete füren Foifliber verchauft hät, «die funktioniert.» Die häig sin Vater usem letschte WK hei gschmugglet, das sigi bombigs Armeematerial. Und tatsächlich. Du, die Ragete isch mit däm Liebesbrief dra abzischt, Du, schöner nützti nüt! Ich han ihre zoberscht uf de Chlätterstange noche gschtuunt und zuegluegt, wie sie sich denn bolzegraad und tüf is Holz igrabe hät. Also. Nöd is Chalet vo de Samanta, sondern id Schiiterbiig vom Nochbershuus. Und wär i däm Nochbershuus wohnt, hani nume allzu guet gwüsst. D Miriam, mini Ex-Fründin. Also, dass sie mini Ex-Fründin isch, hät d Miriam detet nonig gwüsst. Das han ich ihre erscht welle säge, im Fall, dass d Samanta mir uf min Liebesbrief e positive Antwort git. Jo, und drum bini ebe die Chlätterstange wies Bisiwätter abegrutscht. Und s hät mir d Bei verbrännt. Will ich de Bewies han welle go vernichte. Ich han gwüsst, wenn mini Fründin, also potentielli Ex-Fründin, d Miriam, dä Liebesbrief vo mir ad Samanta find, dänn bollet’s zümftig. Zum Glück häd sich de Bewies denn grad sälber vernichtet. D Schiiterbiig het afo bränne. Und jo. S Füür isch denn zwar no übere ufs Chalet vo de Samanta, aber d Füürwehr hät das Ganze relativ schnäll under Kontrolle gha. Würklich. S halbe Dorf isch zäme cho und hät zuegluegt, wie die löschet. Und au ich han mich under die Schauluschtige gmischt und han ganz schienheilig do. Ich Halungg.

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